„Korrelation“ – dieses Wort spielte bislang für Anleger in Gold und andere Edelmetalle kaum eine Rolle. Denn Korrelation (zu deutsch etwa: „Wechselbeziehung“) beschreibt den Zusammenhang zwischen der Entwicklung eines Faktors mit der eines anderen. Auf den Investmentmarkt bezogen: Wie hängen Aktien- und Edelmetallmarkt miteinander zusammen?
Die Antwort lautete viele Jahre: gar nicht. Aktienkurse stiegen in ungeahnte Höhen mit traumhaften Renditen, dann wieder fielen sie ins Bodenlose. Edelmetalle zeigten sich von diesem Auf und Ab weitgehend unbeeindruckt und stiegen langsam, aber stetig. So erarbeitete sich vor allem Gold den Ruf eines „sicheren Hafens“.
Zwei aktuelle Studien belegen, dass das traute Nebeneinander von Aktien und Edelmetallen vorbei ist. Seit 2008 habe die Korrelation deutlich zugenommen, so die Erkenntnis der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Volkswirte kritisieren, dass Banken ihren Kunden noch lange Gold und Silber für deren Depot empfohlen haben, obwohl die Ansicht, damit eine Absicherung zu ermöglichen, „nicht fundiert“ sei.
Ironischerweise ist es wohl gerade die fehlende Korrelation, die sich selbst zum Verhängnis geworden ist. Denn die Unabhängigkeit von der Entwicklung am Aktienmarkt bei gleichzeitigen hohen Renditen habe viele Finanzinvestoren in den Edelmetallmarkt gelockt, der bislang von eher langfristig orientierten Anlegern geprägt war.
Je nach Liquiditätsbedarf am Aktienmarkt ziehen diese Fonds ihr Kapital in Gold, Silber und Co. auch schnell wieder ab. Sinkt dann der Wert der Edelmetalle, ziehen die nächsten Investoren nach und der Abwärtstrend verstärkt sich. So komme es auch auf den Edelmetallmärkten zunehmend zu „Liquiditätsspiralen“, urteilt Anne-Laure Delatte, Ökonomin an der französischen Rouen Business School. Die Korrelation sei damit stark gestiegen – die Investoren in Gold und Silber kaufen die Risiken der Aktienmärkte automatisch mit ein.