Diamanten gelten als die „Könige aller Edelsteine“. In den letzten zehn Jahren haben sich laborgezüchtete Diamanten als eine erschwingliche Alternative zu natürlichen Diamanten etablieren können. Aber was sind Kristalle aus dem Labor und welche Vor- und Nachteile bieten diese?
Sie funkeln, sie glitzern und sie kosten ein halbes Vermögen – sofern sie denn echt sind. Immer mehr Diamanten werden jedoch mittlerweile im Labor gezüchtet. Dabei können sie in Bezug auf das Funkeln und Glitzern längst mit den natürlichen Kristallen mithalten.
Was sind Diamanten?
Der Diamant ist fachlich eine kubische Modifikation des Kohlenstoffs. Gleichzeitig kommt das Mineral als natürlicher Feststoff vor. Die Edelsteine sind farblos oder transparent. Durch sogenannte Kristallgitterdefekte oder Verunreinigungen können sie teilweise auch gelb, grün oder braun sein. In einigen Fällen schimmern sie auch orange, rosa, blau, grau oder schwarz. Die Farbpallette ist bei Diamanten somit denkbar vielfältig.
Synthetische Herstellung im Labor
Im Labor hergestellte Edelsteine werden auch „künstliche“ oder „kultivierte“ Diamanten genannt. Diese werden in einem Labor mit moderner Technologie kreiert, indem die natürlich Bedingungen nachgeahmt werden.
Synthetische Edelsteine werden somit im Labor gezüchtet und weisen nahezu die gleichen chemischen und physischen Eigenschaften wie natürliche Edelsteine auf. Es handelt sich allerdings nicht um Imitationen wie beispielsweise im Schmuck verwendete Zirkonia oder synthetischer Moissanit.
Die Geschichte und Herstellung von Diamanten im Labor
Die Herstellung von synthetischen Edelsteinen gelang erstmalig im Februar 1953 durch den Physiker Erik Lundblad bei ASEA (einem schwedischen Elektronik-Konzern). Seit 1955 ist die Herstellung mithilfe eines Hochdruck-Hochtemperatur-Verfahrens möglich. Somit sind künstlich hergestellte Edelsteine keine moderne Erscheinung.
Hochdruck-Hochtemperatur-Verfahren (HPHT)
Um die glitzernden Edelsteine künstlich herzustellen, wird ein sogenanntes Hochdruck-Hochtemperatur-Verfahren (HPHT – high pressure high temperature) verwendet. Konkret werden die künstlichen Minerale in großen industriellen Pressen unter enorm hohen Druck bei hohen Temperaturen hergestellt.
CVD-Methode (chemical vapor deposition)
Alternativ gibt es die CVD-Methode (chemical vapor deposition), die als Beschichtungsverfahren funktioniert. Mit einer chemischen Reaktion kann aus einem Gas (Plasma) ein Kristall abgeschieden werden, ohne dass dafür extrem hoher Druck aufgewendet werden muss. Vielmehr wird ein Kleindiamant verwendet, auf dem sich mehrere Atomschichten des Kohlenstoffs binden. Das Gasgemisch wird erhitzt, damit der glitzernde Edelstein wachsen kann.
Beide Verfahren brauchen in der Herstellung mehrere Wochen bis Monate und benötigen eine konstante Energiezufuhr. Die Prozesse gelten somit als energieintensiv.
Wie teuer sind „künstliche“ Diamanten?
Laien können natürliche Exemplare kaum von synthetischen Edelsteinen unterscheiden. Der Preis eines künstlichen Exemplars liegt allerdings rund 30 bis 40 Prozent unter dem Preis eines natürlichen Kristalls.
Was sind die Vor- und Nachteile von synthetischen Edelsteinen?
Im Folgenden werden einige Vor- und Nachteile von künstlich hergestellten, glitzernden Edelsteinen vorgestellt.
Vorteile:
Künstliche Exemplare sind in der Anschaffung günstiger, sodass sich eine deutlich größere Zielgruppe für diese Steine ergibt. Insbesondere in der Industrie sind künstliche Exemplare mittlerweile unentbehrlich. Die natürlichen Edelsteine decken nur weniger als zwei Prozent des Bedarfs an industriellen Diamanten ab. Zudem können durch die Herstellung im Labor auch farbliche Akzente gesetzt werden, die in der Natur nur sehr selten vorkommen. Auch wenn die Behandlung von natürlichen Edelsteinen bereits ähnliche Ergebnisse generieren konnte, ist der Preis von natürlich gefärbten Edelsteinen oftmals unerschwinglich.
Nachteile:
Der Wiederverkaufsmarkt für künstliche Edelsteine ist weitaus geringer als bei den natürlichen Exemplaren. Auch ein Wiederverkaufswert existiert nicht in dem gleichen Ausmaß, da es eigentlich keinen wirklichen Sekundärmarkt für synthetische Exemplare gibt. Sobald die Hersteller die Prozesse optimieren und synthetische Steine noch effizienter herstellen können, werden die Preise für künstliche Edelsteine weiter sinken. Das aktuelle Angebot von synthetischen Edelsteinen ist jedoch (noch) sehr klein und die Anzahl an seriösen Anbietern begrenzt. Auch eine hohe Qualität kann nicht immer gewährleistet werden. Viele künstliche Diamanten sind qualitativ minderwertiger geschliffen.
Wie können „echte“ von „künstlichen“ Diamanten unterschieden werden?
Die Stiftung „Deutsches Diamant Institut“ (DDI) prüft fachlich die Echtheit von Diamanten. Mit modernen Geräten lassen sich im Labor synthetische von natürlichen Exemplaren unterscheiden. Natürliche Kristalle strahlen unter UV-Bestrahlung bläulich. In einer kleinen Box werden synthetische Edelsteine demgegenüber mit einem knalligen Rot angezeigt, während unklare Ergebnisse mit einer grünen Farbe signalisiert werden. Anschließend wird eine weitere Prüfung erfolgen. Unter dem Einsatz von Infrarotlicht können andere Elemente als Kohlenstoff identifiziert werden, um zu prüfen, in welchem Verhältnis diese im konkreten Diamanten vorkommen. Mithilfe dieser Informationen ordnen die Experten die Steine bestimmten Kategorien zu. Synthetische und natürliche Exemplare lassen sich somit von Experten stets unterscheiden.